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Aktionen


»Unsere Regierung hat einen Vogel! Dürfen ALG II-Empfänger keinen haben?!«
Bettelaktion in der Wüezburger Innenstadt November / Dezember 2005


»Die Drei von der Dankstelle« -
»Kohlitischer Aschermittwoch« am 9. Februar 2005 im Würzburger Rathaus

Aktion zum Agenturschluß 03.01.2005:
»Wir kriechen auf allen Hartz-Vieren!«





Würzburger Rathaus-Aktion 09.02.05

 

KOHLITISCHER ASCHERMITTWOCH

 

 

Drei Personen (Grauf, Koslitz & Kehrer) in Bettelnarrenkleidern betreten das Tathaus - äh! Rathaus mit folgenden Schildern:

 

 

Schild 1:

 

Shell-Logo

+ Wort darunter:

SCHELL

 

dann Text:

 

DIE DREI

von der

DANKSTELLE

 

 

Schild 2:

 

KOHLITISCHER ASCHERMITTWOCH

 

Schnelle, Kohle - rasche Asche

ist nicht Bettelnarren-Masche

 

 

Schild 3:

 

KOHLITISCHER ASCHERMITTWOCH

 

Künstler-Bettel-Lohn

statt

Fetterles-Wirtschafts-Hohn

 

 

Die drei Bettelnarren führen in möglichst vielen Amtszimmern folgendes Stücklein auf (bis sie sich zum Zimmer der OB vorgearbeitet haben, wo sie die schriftliche Antwort auf einen abschlägigen Terminantrag abgeben):

 

(Klopfklopfklopf)

 

Auf ein »Herein!« oder auch nicht treten die drei Bettelnarren nacheinander in die Amtsstuben ein - zuerst die Spielerin mit Schild 1, dann der Spieler mit Schild 2, dann die Spielerin mit Schild 3, die beide Spielerin Nr. 1 flankieren.

 

 

Die Spielerin mit dem Schild

 

 

DIE DREI

von der

DANKSTELLE

 

 

tritt einen Schritt zurück, die beiden anderen drehen ihre Körper daraufhin seitwärts, wobei die Schilder weiterhin nach vorn zeigen. Die Spieler beginnen in schnellem Schlagabtausch, sich gegenseitig lautstark abzuschellen. Am Eskalationspunkt, als die Narren beginnen, sich selber abzuschellen, tritt Spieler Nr. 3 nach vorn, präsentiert ein paar Schellen (= Glöckchen) in der offenen Hand, und fragt den /die Rathausangestellte am Amtstisch:

 

 

»Wollen's auch a Schell ?!«

 

 

Spielerin Nr. 1 hat inzwischen ihr Schild an Spielerin Nr. 3 abgegeben, zückt einen Klingelbeutel, hält ihn den / der / dem Rathausangestellen klingelnd vor die Nase und sagt:

 

»Na, hat's jetzt bei Ihnen geklingelt?«

 

 

Spielerin Nr. 3 fällt in derbem Fränkisch ein:

 

»Oder seid Ihr auch scho gfeuert?  Naja, dann könnter uns kei Asche geb! Dann brauchter Euer Asche selber.«

 

Daraufhin Spielerin Nr.1, wobei sie den Klingelbeutel bedächtig hin- und herbewegt:

 

»Hmmm... tja, jetzt müßter Euch  ga n z   l a n g  s a m   emal was überlech....«

 

Worauf Spieler Nr. 2 zum Finale anhebt:

 

»Weil - nix mach, des is doch kei  K U N S T  !

 

Spielerin Nr. 1 tritt einen Schritt vor, verneigt sich mit dem langsam vorgestreckten Klingelbeutel und klingelt nachhaltig. Daraufhin beginnen die beiden Flankierenden im Duett zu rezitieren, wobei der Klingelbeutel in der Verneigung nach unten sinkt:

 

»Heute ist nicht alle Tage,

wir komm'n wieder - keine Frage!«

 

Abgang der »Drei von der Dankstelle«. (Reihenfolge wie anfänglich gehabt.)









Aktion zum Agenturschluß 03.01.2005:

 

»Wir kriechen auf allen Hartz-Vieren!«

 

 

Requisiten:

 

1 Ghetto-Blaster; Lied Comedian Harmonists (auf CD oder Cassette): »Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen«; 1 Holz-Ratsche; 1 Klangschale; 1 Zahnbürste pro Person, 2 Schilder/Blätter (Größe DIN A4) pro Person (mit Sicherheitsnadeln zu befestigen): Aufschrift 1: »Wir kriechen auf allen Hartz-Vieren« (Arsch-Position) - Aufschrift 2: »Aufstehn, damit es endlich besser wird!« (Brust-Position); 1 Schild mit der Aufschrift »BA«

 

 

Handlungsablauf:

 

8 schwarz gekleidete Personen betreten unauffällig den Computerraum des Arbeitsamtes und setzen sich mit ihren Mänteln quer verstreut durch den Raum irgendwohin hin. Person 1 schlägt nach einer Weile drei mal die Klangschale an; beim dritten Schlag begeben sich die 8 Personen in die

 

Anfangsposition:

 

Ausgestattet mit den oben beschriebenen Po-position-Schildern unter den Mänteln, nehmen die 8 nach Art Männerchor in Reih und Glied Stellung auf - in einer (möglicherweise übertriebenen) Sänger-Position. Reihenfolge: Schorsch, Björn, Birgit, Heike, Belinda, Sabine, Esme, Johannes. Eine Person beaufsichtigt den Ghetto-Blaster (Schorsch), eine andere bedient die zwei Instrumente (Esme).

 

Nachdem Ruhe und Konzentration eingetreten ist, wird der Ghetto-Bluster eingeschaltet und alle Beteiligten singen zum folgenden Text der Comedian Harmonists mit, wobei eine Art Groupie (Johannes) zum Auftakt-»Babababa« das »BA«-Schild schräg-lasziv hin und herbewegt:

 

Baaa Baaa Baaa Baaa

Babababa

Babababa

Ba Ba Ba BaBa

 

(Refrain:)

 

Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen,

schöner noch, wie's einmal war.

Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen.

Alles wird so wunderbar.

 

Und man wird wieder das Lied der Arbeit singen,

grade so, wie's einmal war.

Es geht im Schritt und im Tritt

auch das Herz wieder mit

und dann fängt ein neuer Frühling an.

 

(Strophe 1:)

 

Arbeit und Zufriedenheit und innrer Sonnenschein,

das muß sein.

Du und ich, wir alle brauchen wieder neuen Mut,

dann wird's gut.

Unsre Heimat muß und bleibt bestehn

und wird wieder schön.

 

(Refrain:)

 

Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen,

schöner noch, wie's einmal war.

Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen.

Alles wird so wunderbar.

 

Und man wird wieder das Lied der Arbeit singen,

grade so, wie's einmal war.

Es geht im Schritt und im Tritt

auch das Herz wieder mit

und dann fängt ein neuer Frühling ahahan ahahahahan!

 

(Strophe 2 - Schorsch Solo, untermalt von Bewegungen Esme:)

 

Auch die grauen Wintertage gehen mal vorbei.

Dann ist Mai.

Und das große Wunder, das die Sonne wieder schafft,

gibt uns Kraft.

Unter die Vergangenheit ein Strich.

Jeder hofft wie ich:

 

(Refrain, gesummt:)

 

Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen,

schöner noch, wie's einmal war.

Ein neuer Frühling wird in die Heimat kommen.

Alles wird so wunderbar.

 

(Refrain, wieder gesungen, am Ende etwas modifiziert:)

 

Und man wird wieder das Lied der Arbeit singen,

grade so, wie's einmal war.

Es geht im Schritt und im Tritt

auch das Herz wieder mit

und dann fängt ein neuer Frühling ahahan -

ja, dann fängt ein neuer Frühling aan!

 

 

Alle strecken die rechte Hand beim letzten Wort nach Männerchor-Manier nach oben und fallen auf das rechte Knie - oder so.

 

Ins Ausklingen der letzten Wortfanfare betätigt Esme den Gong und begibt sich mit Johannes auf ihre Position gegenüber den übrig bleibenden 6, wobei sie ihren Mantel auszieht.

 

Die 6 übriggebliebenen SpielerInnen ziehen ebenfalls ihre Mäntel aus. Dem 1. der 6 übriggebliebenen SpielerInnen (Schorsch) wird von Esme (Sklaventreiber) mit überzogener Gestik ein Ein-Euro-Stück und eine Zahnbürste überreicht. Nacheinander begeben sich alle 6 hintereinander in die Hunde-Stellung, wobei sie ihre »Arsch-Karten« präsentieren.  Dabei deklamieren sie beim Vorwärtskriechen, während sie mit einer Zahnbürste den Boden putzen, überartikuliert und mit dramaturgischer Steigerung (vom Flüstern zum Schrei-Flüstern) das Schiller-Zitat:

 

Arbeit ist des Bürgers Zierde,

Segen ist der Mühe Preis;

Ehrt den König seine Würde,

Ehret uns der Hände Fleiß.

 

Der Text wird von der Antreiberin mit Holzratsche (ausbeuterisch rhythmisierend) begleitet. Als alle 6 kriechen und putzen, schreit  die Sklaventreiberin nach einer Weile unvermittelt:

 

»Rausgemobbt!«

 

und lacht irre. Der erste Spieler (Schorsch) bricht daraufhin zusammen. Es wird deklamierend weitergekrochen.

 

Es folgen der Schrei:

 

»Wegrationalisiert!«

 

und:

 

»Kaputtgeschafft!!!«

 

jeweils von immer irrerem Gelächter begleitet, wobei die beiden nächsten SpielerInnen (Björn + Birgit) zusammenbrechen und aus der Schlange herausfallen. Bei / nach jedem Zusammenbruch wird die Holzratsche betätigt.

 

Beim dritten Schrei:

 

»Kaputtgeschafft!!!«

 

wird nach der Holzratsche 3 mal sklavenaufpeitschend das Holz geklopft, und danach (innerer Rollenwechsel Esme, die sich nach unten zur Klangschale beugt) - im »Untergang« des Kapitalismus - der Gong angeschlagen.

 

Nach dem Anschlagen des Gongs blickt KriecherIn Nr. 4 (Heike) aufhorchend nach oben - da segeln 6 Papiere vor ihr zu Boden, die Johannes, vortretend, fallen läßt.

 

Die Spielerin liest die Aufschrift:

 

»Aufstehn, damit es endlich besser wird!«

steht auf, nickt grimmig-erleichtert, schüttelt den Wahn und die Arsch-Karte von sich ab, verstaut die Zahnbürste in der Hosentasche, befestigt das Schild an ihrer Brust, und hilft der Kriecherin hinter ihr (Belinda) auf die Füße. Diese nimmt sich selbst das 2. Schild und befestigt es ebenfalls an ihrer Brust. Die Befreiten helfen den noch am Boden Kriechenden oder Liegenden auf die Beine, wonach diese sich ebenfalls alle - selbst-ständig -  ihr Schild holen.

 

Die SpielerInnen formieren sich wieder in etwa in der Ausgangsposition »Männerchor. Spielerin Nr. 4 (Heike) tritt vor und deklamiert mit erhobener Zahnbürste und mahnender Stimme, sowohl zur befreiten Gruppe als auch zur Sklaventreiberin gewendet, Schillers Worte:

 

Zum Werke, das wir ernst bereiten,

Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;

 

Die Sklaventreiberin packt sie von hinten und hält ihr den Mund zu, wobei sie zynisch entgegnet:

 

Wenn gute Reden sie begleiten,

Dann fließt die Arbeit munter fort.

So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,

was durch die schwache Kraft entspringt:

 

Die Erkenntnisinnige befreit sich aus der Umklammerung und spricht mit aufgebrachter und aufgebrochener Überzeugungskraft:

 

Den schlechten Mann muß man verachten,

Der nie bedacht, was er vollbringt.

Das ists ja, was den Menschen zieret,

Und dazu ward ihm der Verstand,

Daß er im innern Herzen spüret,

 

Was er erschafft mit seiner Hand.

 

 

Der letzte Satz wird von allen 6en zusammen gesprochen. Dann fliegen die Zahnbürsten auf die Sklaventreiberin.






Bettelaktion mit Flyern und Plakaten in der Würzburger Innenstadt November / Dezember 2005